Tyler, du hast frühzeitig Urlaub gemacht Ende der letzten Saison. Wie wichtig war die Zeit mit deiner Familie in New York, um dich zu erholen?
„Nach einem Jahr Pandemie und dadurch, dass meine Familie nicht reisen konnte, war es mir sehr wichtig sie wieder zu sehen. Ich konnte nicht für die Nationalmannschaft spielen. Wir haben nur in Europa gespielt. Es war schön, eine entspannte Zeit mit der Familie zu verbringen – aber jetzt liegt der Fokus voll auf der neuen Saison."
Wie wichtig ist dir deine Familie?
„Meine Familie ist alles für mich. Sie haben mir alles ermöglicht, seien es die Fahrten hin zum und vom Training zurück als junger Spieler bei den Ney York Red Bulls oder Dinge, die sie mir für das Leben beigebracht haben und das ich alles schaffen kann. Meine Mutter hat mir so viel beigebracht. Mein Vater, meine Brüder, sie bedeuten mir alles. Ich spreche mit ihnen fast jeden Tag. Dadurch bleibe ich bodenständig und demütig."
Du spielst nun mittlerweile deine 4. Saison in der Bundesliga. Wie hilft dir diese Erfahrung in der jetzigen Saison?
„Es ist verrückt, dass es schon meine 4. Saison in Deutschland ist. Natürlich helfen die Erfahrungen mit Höhen und Tiefen, die ich hatte, als ich damals angekommen bin. Oder meine Verletzung, die mich dazu gebracht hat, dass ich danach noch stärker zurückkommen wollte. Mittlerweile fühle ich mich bereit, um mit meinem Körper auf dem höchsten Level zu konkurrieren und alles zu geben was ich kann. Und natürlich tut es gut, mit einem Trainer zu arbeiten, der auf meine Fähigkeiten vertraut und mir dabei hilft, mich weiterzuentwickeln in einem Team mit vielen jungen und internationalen Spielern. Wir freuen uns auf die Saison!“
Du hast vor kurzem zu Hause gegen Stuttgart vor mehr als 23.000 Zuschauern gespielt. Fußball vor Fans, wie sehr hast du das vermisst?
"Es ist komisch, ich werde in einem Spiel sonst nie nervös und wenn deine Fans dich dann wieder unterstützen, verspürt man schon ein leichtes Kribbeln. Ich habe mich sehr gefreut, die Fans wieder hinter uns zu haben, sie geben uns so viel zusätzliche Energie und so viel Leidenschaft und treiben uns in den letzten Minuten eines Spiels an. Es ist ein wirklich gutes Gefühl.“
Dein Landsmann Jesse Marsch hat in diesem Sommer das Traineramt in Leipzig übernommen. Würden du sagen, dass ihr eine besondere Beziehung habt und was hat er bisher bewirkt?
„Unsere Beziehung ist so interessant, weil er mir in New York meinen ersten Profivertrag gegeben hat, als ich 15 oder 16 Jahre alt war. Er setzte sich mit meiner Familie zusammen und sagte "Vertrau mir, ich werde Tyler helfen, sich zu entwickeln und den nächsten Schritt zu machen. Er kann ein Spieler sein, der vielleicht eines Tages in Europa spielt“. Wir haben ihm vertraut und es hat alles geklappt. Und es ist verrückt, weil ihn sein Weg über Salzburg nach Leipzig geführt hat. Und für mich ging es von New York nach Leipzig und jetzt sind wir wieder zusammen. Es ist lustig, wie das funktioniert hat, aber ich bin glücklich darüber. Natürlich ist es etwas Besonderes, einen amerikanischen Trainer hier in Deutschland zu haben.“
Du hast bereits unter Marsch in New York gespielt. Erkennst du einige der Muster von damals wieder? Wie hat er sich seitdem entwickelt?
„Er lässt einen gleichen Stil spielen, aber auf eine etwas andere Art und Weise. Ich denke, taktisch hat er seinen Spielstil und kleine Nuancen daran angepasst, wie wir fußballerisch agieren. Außerhalb des Feldes bringt er sehr viel Energie mit, und er möchte jedem Einzelnen helfen, sich zu entwickeln und ein guter Mensch zu werden. Ich denke, das ist superwichtig, denn das gibt uns Spielern das Vertrauen auf dem Feld, dass man für ihn kämpfen möchte und alles dafür tut, um zu gewinnen.“
Eine Reihe junger amerikanischer Spieler wie Gio Reyna, Matthew Hoppe und du haben in den letzten Jahren ihren Durchbruch in der Bundesliga gefeiert. Warum ist die Bundesliga deiner Meinung nach so eine Brutstätte für amerikanische Talente?
„Ich denke, das Wichtigste, was man in Deutschland sieht, ist, dass jede einzelne Mannschaft uns jungen Spielern die Möglichkeit gibt, zu spielen. Man kann nicht zeigen was man drauf hat, wenn man nicht auf dem Feld steht und spielt. Dabei ist es egal, ob es ein gutes oder schlechtes Spiel ist. Ich denke, die Trainer vertrauen immer mehr auf junge Spieler, und irgendwann ist man in der Lage, das Niveau zu bewältigen. Ich hatte das Glück nach Leipzig zu kommen, denn hier haben wir viele talentierte junge Spieler, die sich jeden Tag miteinander messen wollen, um besser zu werden. Ich denke, dass amerikanische Spieler sich trauen nach Deutschland zu kommen, weil hier schon andere Amerikaner spielen und Erfolg haben. Das ist sehr wichtig."
Würdest du zustimmen, dass die Anzahl an amerikanischen Stars in der Bundesliga eine tolle Entwicklung ist?
"Absolut! Es werden immer mehr Amerikaner, gefühlt spielt in jedem der Teams ein amerikanischer Spieler. Es ist wichtig für die Entwicklung des Sports, vor allem in Amerika."
Dein Kumpel Gio Reyna trägt jetzt die Nummer 7 bei Borussia Dortmund und scheint mehr Verantwortung auf sich zu nehmen. Erwartest du, dass er einen weiteren Schritt nach vorne macht diese Saison?
"100%. Gio ist ein Topspieler. Er ist in der Lage, ein Team zu führen. Er hat so viel Talent und Fähigkeiten. Er hat zwar eine neue Nummer, aber sein Talent bleibt das Gleiche. Er wird das machen was er am besten kann: Tore, Vorlagen, er ist sehr begabt und wird in der Lage sein sowohl seine Zahlen zu verbessern als auch sein Spiel auf eine neue Stufe zu bringen."
Joe Scally ist ein weiterer junger Amerikaner in der Bundesliga. Kennt ihr euch? Wie nimmst du ihn als Spieler wahr?
"Wir kennen uns nicht persönlich. Witzig ist aber, dass er gegen meinen jüngeren Bruder gespielt hat als er bei New York City FC und mein Bruder bei den New York Red Bulls war. Ich habe ihn zwar nicht häufig spielen gesehen, aber konnte ihn beim Bundesligaspiel gegen Bayern München beobachten. Dort war er klasse. Ich freue mich darauf, mehr von ihm zu sehen und hoffe, dass er bald im Nationalteam spielen wird."
Du hast in der Nations League diesen Sommer gespielt. Wie war es, den Titel zu gewinnen?
"Es hat sich großartig angefühlt. Das beste Gefühl war offensichtlich, im Finale gegen Mexiko zu gewinnen – eine große Rivalität zwischen beiden Ländern und den Nationalmannschaften. Natürlich haben wir eine Menge Respekt vor ihnen, aber wir wollen selbstverständlich jedes Spiel gewinnen. Es war ein sehr erfolgreicher Sommer für unser Nationalteam, wir haben die Nations League und den Gold Cup mit zwei komplett unterschiedlichen Teams gewonnen, darunter waren sehr viele Spieler aus der MLS. Die nächste Länderspielpause ist sehr wichtig für uns, weil wir in der WM-Qualifikation spielen. Wir wollen diese Spiele gewinnen, um uns für die WM zu qualifizieren."
Wie wichtig glaubst du ist dieser Erfolg, um Fußball als Nationalsportart in Amerika zu etablieren?
"Es ist sehr wichtig und ich denke die Idee, dass viele junge Spieler nach Deutschland kommen und in den besten Teams der Welt spielen, hilft dabei den Fußball zu einem der stärksten Sportarten in Amerika zu machen."
In deinem letzten Spiel gegen Stuttgart standen an beiden Seiten zwei amerikanische Trainer. Wo denkst du führt die Entwicklung von amerikanischem Fußball hin und woher kommt diese starke Verbindung mit der Bundesliga?
“Ich weiß nicht so recht. Eventuell durchdie Stationierung der Armee in Deutschland. Amerikaner haben sich in Deutschland immer willkommen gefühlt und ich denke, dass ist sehr wichtig. Und was die Trainer betrifft, ist es großartig zu sehen, dass nicht nur Spieler den Schritt machen und hierherkommen möchten, um eine neue Herausforderung anzugehen. Hier können sie auf dem höchsten Niveau coachen.”
